Bezirksgruppe Hannover

Bericht Tollingseminar mit Günter Walkemeyer am 21. August 2016

Bericht eines helfenden Hundebegleiters

Wie begeistert ist unser 1. Vorsitzender Günter Schmieter, wenn er nach der Sonderleitung beim Inoffiziellen Toller Workingtest „Hoch zu Ross“ gleich tags drauf noch ein Tollingseminar organisiert und incl. geländetauglichem Büfett betreut.
Die Antwort ist einfach: die Gelegenheit, den deutschen Zuchtwart der Toller Günter Walkemeyer, der gleichzeitig einer der beiden deutschen Prüfungsrichter für eine offizielle Tollingprüfung ist, so hoch hier im Norden zu haben, sollte man sich nicht entgegen lassen. Und so hat Günter Walkemeyer nicht nur am Samstag beim Workingtest „Hoch zu Ross“ gerichtet, sondern tags drauf ein Tollingseminar gegeben. Vorab dafür herzlichen Dank an Günter Schmieter für dieses Engagement und sein glückliches Händchen, Günter Walkemeyer in den hohen Norden zu locken.
So trafen wir uns sonntags um halb neun morgens mit elf Tollern in Schneeren, um dann gemeinsam mit Bernd Caspar in sein Revier zu fahren, wo wir für diesen Tag die Erlaubnis hatten, mit unseren Tollern am Ufer und im Wasser eines schilfbewachsenen Kiesteiches zu arbeiten.
Bei den theoretischen Erläuterungen von Günter W. zum Tolling und zu dem dafür bestens geeigneten Charakter des Tollers, merkte man Günter in jeden Satz seine Begeisterung für diese Art der Arbeit mit den Hunden an und den Stolz nun diese Art der Prüfung in Deutschland auf den Weg gebracht zu haben. Damit meinte er natürlich die am 10./11. September erstmalig in Deutschland stattfindende Tollingprüfung.
Ohne zu viele Worte ging es dann auch gleich in die erste praktische Übung, wobei es grundsätzlich immer darum geht, die jeweiligen Aufgabenteile – „Schleichen“ – „Tolling“ – „Ruhephase“ – „Tolling“ – „Ruhephase“ – „Apport“ mit den jeweiligen Übergängen im Gesamtablauf zu trainieren. Lediglich das Apportieren am Ende der Einheit braucht nicht immer stattzufinden, um die Erwartungshaltung des Hundes nicht zu hoch zu fahren. Ebenso muss es auch nicht immer einen Wasserapport sein.
Nach einem ersten Durchlauf aller Hunde hatte Günter zu jedem Hund passende Erläuterungen, was an seinem Verhalten bzw. dem seines führenden Menschen schon dem gewünschten Verhalten entspricht oder was zu verbessern sei. Dabei hat er jeweils gezielt auf die Kleinigkeiten aufmerksam gemacht, die jeder Hund in unterschiedlicher Weise bereits zeigte.
Das Schleichen fand im Schutze des Uferbewuchses statt und endete hinter einer Sichtblende aus Tarnnetz. Mehrmals sollten die Teilnehmer auf ihrem Schleichweg innehalten und den Hund dabei sitzen, besser liegen, lassen. Alles sollte sehr bedächtig und ohne verbale Kommandos erfolgen.
Manche hatten dieses Schleichen schon mal geübt, so dass die Aufmerksamkeit des Hundes zu seinem Menschen sehr vorbildlich ausgeprägt war. Manche Menschen konnten sich bereits vorbildlich in gebückter Haltung fortbewegen, entweder dank intensiver Vorübung oder weil sie es bei der Jagd schon gelernt hatten, andere weil die Zeit bei der Bundeswehr hier ungewollt gute Grundlagen geschaffen hatte.
An der Sichtblende angekommen, galt es zunächst einmal innehalten und „zur Ruhe kommen“ für das Team. Dann begann das „Tolling“. Jeder Mensch hatte für seinen Hund mehrere Spielzeuge (Wurfgeräte, Bälle, Stofftiere) dabei, die nun aus der Deckung heraus ins Freie geworfen wurden. Die Hunde durften/sollten ohne Startaufforderung das Spielzeug freudig holen. Dabei kam es nicht darauf an, den direkten Weg (im Spurt) zu nehmen und auch nicht, wie man es sonst beim Apportieren gerne möchte, den kürzesten und schnellsten Weg zu wählen. Es sollte spielerisch aussehen. Durch unterschiedliche Wurfrichtungen, Antäuschen und ¬¬Wurftechniken sollte ein vielseitiges Laufbild des Hundes erzielt werden. Auch wenn einmal ein Hund sein Spielzeug nicht wieder brachte, wurde er mit dem nächsten wieder angelockt und das Tolling ging von vorne los. Später sollte eine solche Tollingphase bis zu 20 Würfe ausmachen. Hierbei kommt es neben dem Spielverhalten auch auf die Ausdauer des Hundes an. Nach dieser Tollingphase wurde der Hund hinter der Blende zur Ruhepause abgelegt. Eine solche Ruhepause kann gut schon mal mehrere Minuten dauern. Es folgt eine zweite Tollingphase bevor der Hund, nach einer weiteren Ruhephase, wo er entspannt neben seinem Menschen hinter der Blende liegen sollte, wieder in den Aufmerksamkeitsmodus genommen wird und auf einen Dummyapport vorbereitet und geschickt wird, wie man es von der normalen Dummyarbeit kennt. Dabei können alle Formen von Apports (Markierungen, Memories aber auch Blinds) eingesetzt werden. Es muss auch nicht immer ein Wasserapport sein, dass sollte bei unseren wasserliebenden Vierbeinern eher die Ausnahme darstellen. Dieser Apport sollte für den Hund eher als eine Belohnung nach erfolgreichem Schleichen und Tolling gesehen werden und nicht als Ziel der Aufgabe. Er sollte durch den Ablauf davor nicht in die Erwartungshaltung eines Apports kommen. Deshalb kann die Übungseinheit auch schon mal nach dem Tolling enden.
Der gesamte Ablauf stellt damit einen Wechsel aus gespannter Aufmerksamkeit beim Schleichen, Entspannung in der Ruhephase hinter der Blende, Ausgelassenheit beim Tolling und wieder gespannte Aufmerksamkeit beim Apport dar. Gerade diese Wechsel stellen für die Hunde einen große Herausforderung dar, entsprechen aber genau dem Naturell des Tollers.
Das Tolling, aber auch die Ruhephase können durch Verleitung, wie z.B. Steine, die ins Wasser fliegen, angereichert werden. Diese Verleitung war für einige der Hunde bei der nächsten Trainingseinheit eine große Herausforderung und führte nicht selten zu mindestens nassen Hundebeinen. Letztendlich ließen sich aber alle Hunde gut kontrollieren und wieder hinter die Blende locken.
Bei einer Tollingprüfung kommt es nach den Worten von Günter auf das Team Mensch/Hund beim Schleichen und Tollen und den jeweiligen Übergängen an. Dem abschließenden Apport aus bzw. über dem Wasser wird die geringste Bedeutung bei der Bewertung zu gestanden.
Insgesamt waren zu beobachten, dass alle Hunde bereits auch einem guten Niveau waren, so dass die jeweiligen Aufgabenstellungen zügig umgesetzt werden konnten.
Als Helfer, wofür Alex und ich von Günter eingeladen waren, war es an diesem Tag eine leichte Sache. Wir durften zwischendurch Steine ins Wasser werfen und kamen erst richtig bei der letzten Trainingseinheit zum Einsatz, wo es abschließend um einen Wasserapport ging. Dafür genossen wir aber das hervorragende Wetter, das uns nur während der Mittagspause kurz mit etwas Regen ärgerte. Für das leibliche Wohl hatte Günter Schmieter ein Geländebüfett vorbereitet, so dass keiner mit hungrigem Magen in den Nachmittag starten musste.
Da die Aufgabenteile insgesamt mit sehr viel Ruhe ablaufen sollen, war der gesamte Trainingstag geprägt von Gelassenheit und „Entspannung“. Alle Teilnehmer konnten das jeweils übende Team in Ruhe beobachten und den individuellen Ratschlägen von Günter lauschen.
Insgesamt war es für uns eine schöne Erfahrung, wie man den Toller artgerecht beschäftigen kann – ohne schlechtes Gewissen zu haben, Spielzeug zu werfen und es sich „mit Einspringen“ einfach bringen zu lassen. So ergeben sich viele Variationen, die jeder leicht in seinen Trainingsalltag einbauen kann. Allerdings ist genau dieser Wechsel von „Spielzeug ohne Aufforderung holen“ und geduldig warten bis ein Dummy apportiert werden darf, eine große Herausforderung für unsere Vierbeiner.

Jo Müller mit Tuffy

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